Orchideen in Baden-Württemberg
Dactylorhiza sambucina (L.) Soó
Holunder-Fingerwurz
Synonyme: Orchis latifolia, Dactylorhiza latifolia
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Merkmale
Knollengeophyt mit zwei zylindrischen, nur an der Spitze handförmig geteilten Knollen. Pflanze 10 – 25 cm hoch, Stängel hohl mit 4–7 ungefleckten, grünen Laubblättern, von denen 2–4 am Grunde rosettig gehäuft sind. Rosettenblätter länglich eiförmig, 6 – 12 cm lang und 1,4 – 2,7 cm breit. Die restlichen, am Stängel verteilten Laubblätter sind lanzettlich und kleiner als die Grundblätter.
Blütenstand eiförmig bis zylindrisch, 3 – 7 cm lang und mit 5–25 hellgelben oder trübroten, relativ großen Blüten besetzt. Die Blüten riechen deutlich nach Holunder. Tragblätter krautig, die unteren länger als die Blüten. Seitliche Sepalen nach oben gerichtet, länglich eiförmig, 9 – 12 mm lang und 3,6 – 4,5 mm breit. Das mittlere Sepalum und die beiden Petalen sind etwas kleiner und bilden einen geschlossenen Helm, der die Säule bedeckt. Lippe breit quer-elliptisch, am Rande gezähnelt, 7 – 9 mm lang und 9 – 11 mm breit, am Grunde mit weinroten Punkten oder Strichen gezeichnet. Sporn kegelförmig-walzlich, abwärts gewunden, etwa so lang wie der Fruchtknoten, sich zum Ende verjüngend und stumpf.
Vegetations- und Blühzeiten
Blütezeit Anfang Mai – Ende Juli, Hauptblütezeit Mitte Mai. Fruchtreife ab Juli, Fruchtansatz schwankend.
Variabilität
Innerhalb von Populationen mit rot- und gelbblütigen Exemplaren können Pflanzen in Zwischentönen und Farbspielarten angetroffen werden. Gelbblütige Exemplare werden zuweilen mit dem Blassen Knabenkraut (Orchis pallens) verwechselt.
Hybriden
Bekannt sind – alle außerhalb von Baden-Württemberg – Kreuzungen mit Dactylorhiza incarnata, D. fuchsii und D. majalis, ferner intergenerische Hybriden mit Coeloglossum viride, Gymnadenia conopsea und Pseudorchis albida.
Wuchsorte
Die Art ist an saure oder zumindest neutrale, humose Böden gebunden (Magerweiden, Halbtrockenrasen, Zwergstrauchheiden, Gebüschsäume).
Verbreitung und Gefährdung
In Baden-Württemberg ist das Holunderknabenkraut bis auf zwei Vorkommen im Mittleren Schwarzwald erloschen. Eine hochgradige Gefährdung ist somit schon aufgrund der Seltenheit gegeben. Die Restvorkommen bedürfen besonderen Schutzes und artgerechter Pflege der Wuchsorte. Mähtermine kommen aufgrund der Fruchtreife ab Juli in Betracht.
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Dactylorhiza sambucina - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg): Die Orchideen Deutschlands: 336 – 341.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Künkele, S. & H. Baumann (1998): Dactylorhiza - In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 8: 356ff. - Stuttgart.
Text: Ferdinand Ellenbast
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